Österreichische Abwasserwirtschaft gerade in Krisenzeiten gefordert
Die aktuelle Entwicklung rund um die Corona-Pandemie stellt die öffentlichen Dienstleistungen insgesamt vor große Herausforderungen. Neben der Trinkwasserversorgung ist auch die Abwasserentsorgung systemrelevant und Teil der kritischen Infrastruktur. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Gemeinden und Abwasserverbände sorgen mit großem persönlichem Einsatz auch in diesen schwierigen Zeiten auf den Kanal- und Kläranlagen für ein reibungsloses Funktionieren der Abwasserentsorgung auf dem gewohnt hohen Niveau.
Teilweise im Notbetrieb und von der Allgemeinheit weitestgehend unbemerkt, verrichtet das Personal der Gemeinden und Abwasserverbände diese zentrale Aufgabe der Daseinsvorsorge und schützt damit die Bevölkerung vor weiteren gesundheitlichen Risiken. Ganz in Vergessenheit geraten ist die Tatsache, dass die Pandemien vergangener Jahrhunderte auf eine nicht vorhandene Abwasserentsorgung und den damit verbundenen hygienischen Missständen zurückzuführen waren.
Schutzvorkehrungen und Personalengpässe in der Abwasserwirtschaft
Die Aufrechterhaltung des Betriebs der Kanal- und Kläranlagen stellt Gemeinden und Verbände und deren Betriebspersonal vor große Herausforderungen. Vor allem die Personalplanung gestaltet sich in der Krise als besonders schwierig. Beim Abwasserverband Feldkirch wurden die letzten Wochen spezielle Vereinbarungen getroffen, damit die Betriebssicherheit aufrechterhalten werden konnte. Geschäftsführer Markus Beck (AWV) hierzu: "Trotz der personellen Engpässe und verschärfter Sicherheitsbedingungen ist es erfreulicherweise gelungen, die Abwasserreinigung weiterhin ordnungsgemäß aufrechtzuerhalten. Um einen Ausfall der Anlagen aufgrund erkrankter MitarbeiterInnen zu verhindern, wurde bei uns ein getrennter Schichtbetrieb eingeführt." Obmann Thomas Spalt (AWV) ergänzt: „Die Qualität der Abwassersammlung und der Abwasserreinigung unterliegt somit auch in der Krise keinen Einschränkungen.“
Abwasserverband Region Feldkirch – Zahlen und Fakten:
Der Abwasserverband Region Feldkirch ist eine gemeindeübergreifende Kooperation von sieben Gemeinden. Es sind ca. 20.000m³ Abwasser, welche durchschnittliche jeden Tag beim Abwasserverband in Meiningen ankommen, was ca. 133.000 Badwannenfüllungen entspricht. Bei der Reinigungsleistung werden durchwegs sehr gute Werte erzielt und liegen beispielsweise beim CSB (Chemischer Sauerstoff Bedarf) bei ca. 97%.
Durch den Klärprozess wird Biogas gewonnen, welches im Blockheizkraftwerk zu Strom und Wärme umgewandelt und zu 100 % den eigenen Wärmebedarfs deckt, zusätzlich zur Stromerzeugung dient und somit zu 87% Eigenstromabdeckung sorgt. Zum aktuellen Reinigungsprozess meint Betriebsleiter Alexander Bolter (AWV): „Wir können auch in schwierigen Zeiten einen ordnungsgemäßen Betrieb garantieren und durch einen effizienten Energieeinsatz zum Umweltschutz in der Region beitragen.“
Klopapier-Alternativen verstopfen Kanäle und Pumpen
Die Corona-Krise verschärft jedoch unerwartet auch noch eine ganz andere Problematik. So führen die Hamsterkäufe von Klopapier in den letzten Wochen auch zu einer eklatant gestiegenen Nachfrage nach alternativen Hygieneprodukten, wie u.a. Feuchttüchern. Diese lösen sich allerdings im Wasser nicht rasch genug auf und verstopfen folglich Kanäle und Rohre. Im schlimmsten Fall drohen Pumpwerke auszufallen. Verstopfte Ableitungen können wiederrum zum Rückstau des Abwassers in die sanitären Einrichtungen der betroffenen Wohnungen und Häuser führen. Der AWV Feldkirch appelliert darum, derartige Hygieneartikel nicht über die Toilette, sondern fachgerecht über den Mülleimer zu entsorgen. Nicht nur, aber besonders während der Corona-Krise und in Zeiten von kurzfristiger Knappheit an Toilettenpapier gilt die Prämisse "Poo-Pee-Paper" - nur menschliche Ausscheidungen oder normales Toilettenpapier darf über das WC entsorgt werden.